Vernissage zur Ausstellung von Claudia Scheler unter dem Motto „Miteinander reden“
Die Franken-Akademie ist als politische Bildungsstätte seit vielen Jahren weithin bekannt. Aus ganz Deutschland kommen interessierte Menschen, um an den unterschiedlichsten Seminaren teilzunehmen. Eine Premiere gab es aber am Freitagabend mit der Vernissage zur Ausstellung „Miteinander reden“ der Schneyer Künstlerin Claudia Scheler. Nach den Vorstellungen des Akademie-Geschäftsführers Dr. Michael Lang und der Vorsitzenden der Franken-Akademie Schloss Schney e.V., MdL a.D. Susann Biedefeld, sollen in Zukunft unter diesem Motto in regelmäßigen Abständen Ausstellungen stattfinden. Der Regensburger Philosoph Dr. Dr. Bernhard Heider, der in die Ausstellung einführte, ging unter anderem auf das Motto „Miteinander reden“ ein. Miteinander reden bedeute mit anderen Leuten reden, die unter Umständen auch ganz anderer Meinung sein können. Wenn ich mit anderen rede, dann sei die Wirklichkeit nicht das, was ich sehe oder was er sieht, sondern das, was wir gemeinsam anschauen. Dieses Miteinander sei das Anliegen von Frau Scheler. Es gehe ihr nicht nur darum, ihre Bilder zu zeigen, sondern auch darum, was vor den Bildern an Entstehung und Entwicklung liegt, aber auch um das Nachher, nämlich um das ins Gespräch kommen.
Die aus Essen stammende Claudia Scheler, die seit 2002 in Lichtenfels lebt, und schon vielfach mit ihren Werken bei Ausstellungen vertreten war, konnte im Sängersaal im ersten Stock des Schlosses, zahlreiche kunstinteressierte Bürger begrüßen. Die 28 ausgestellten Kunstwerke sind in den letzten 20 Jahren entstanden und entsprangen unterschiedlichen Malstilen.
Claudia Scheler eröffnete gleichsam die Ausstellung mit dem Gedicht „Heimat“, das aus einem Moment entstand, als sie oben auf dem Staffelberg stand und von der Weite der Landschaft beeindruckt war. Ihre ersten Gedanken fasste sie entsprechend dem Motto „Miteinander reden“ so zusammen: „Ich wünschte, du könntest diesen Augenblick mit mir teilen, um die Heimat meiner Seele zu erfahren und den Ursprung des Seins in deinem Herzen zu spüren. Unser Spüren wäre eins.“ Die Veränderlichkeit des Augenblicks hielt sie in drei Werken fest, bei denen sie Seidenpapier auf Acrylglas klebte und mit blauer Pigmentfarbe bearbeitete und das Glas von hinten beleuchtete. Auf die Frage nach ihrem Lieblingsbild wählte Claudia Scheler das von der Dimensionierung her eher unscheinbare Bild „Am Meer“, das ganz von der Farbe Blau dominiert wird. Über dem tiefblauen Meer wölbt sich der etwas heller blaue Horizont. Zwei grün gefärbte Wellen wälzen sich dem Betrachter zu. Während die eine gerade im Entstehen ist, bricht sich die andere am Ufer. In diesem Moment dazwischen, könne man eins sein mit der Natur, könne man die Ruhe spüren, meinte Frau Scheler.
Die Dynamik eines während einer Regatta rasant durch das Wasser gleitenden Segelbootes macht ein anderes Bild deutlich. Dass sie gerne an der See ist, lässt auch das mit einer Mischtechnik in Form einer Collage entstandene Werk „Gesponnenes Gold“ vermuten, das gleichzeitig ihre Phantasie und ihren Ideenreichtum zeigt. Auf Rügen könne man nach einem Sturm Bernstein finden, erläuterte Frau Scheler, allerdings sei dieser meist goldgelb glänzende und aus fossilem Harz bestehende begehrte Schmuckstein oft in einem Geflecht von Seetang, Steinen, Sand, Holzstücken und Muscheln im Spülsaum am Strand versteckt. Diese Tatsache habe sie dazu animiert, dieses Gemisch zusammen mit Pigmentfarben auf einer Holzplanke aufzubringen.
Noch unter ihrem Geburtsnamen Riemenschneider (sie hat 2003 Günther Scheler aus Schney geheiratet) hat sie 1999 die Dynamik eines Augenblicks festgehalten, als ein Frosch voller Vitalität in ihren von Seerosen umrankten Gartenteich sprang. Da sie in ihrer künstlerischen Freiheit die Färbung der Amphibie etwas verändert hatte, erinnerte sie sich an eine Begebenheit aus ihrer Schulzeit. Während alle Schüler im Malunterricht einen Baum wie gewohnt mit einem braunen Stamm mit grünen Blättern malten, wie dies auch die Lehrerin erwartete, war ihr Baum ganz in Rot, wobei sie den Ahornbaum ihrer Großeltern mit seinen roten Blättern, der ihr im Sonnenlicht noch eindrucksvoller erschien, im Kopf hatte. Die Lehrerin hatte dafür aber kein Verständnis und gab ihr für diese „Themaverfehlung“ eine schlechte Note.
Claudia Scheler möchte immer den kurzen Augenblick eines Geschehens einfangen, was ihr auch bei dem Bild „Flowerpower“ gelungen ist, das den Moment des fast explosiven Aufspringens einer Blütenknospe zeigt.
Eine ganz alte Maltechnik, wie sie vor Jahrhunderten von den berühmten Freskenkünstlernverwendet wurde, bei der die Farbpigmente in feuchten Sumpfkalk eingearbeitet werden, brachte sie bei dem Bildnis „Artischocke“ zur Anwendung. Zwei Sachen hat Claudia Scheler mit ihrer Ausstellung voll und ganz erreicht. Entsprechend dem Motto „Miteinander reden“ hat sie ausgiebig mit den interessierten Besuchern über die Aussagekraft ihrer Bilder diskutiert. Zum anderen wollte sie mit dem Erlös der Ausstellung durch Spenden oder Bilderverkauf den Hospizverein Lichtenfels unterstützen, damit schwerstkranke und sterbende Menschen mit Unterstützung der Hospizhelfer nach Möglichkeit bis an ihr Lebensende in einer angenehmen Atmosphäre zuhause verbleiben können. Die Ausstellung ist bis 20. November in der Zeit von 8 bis 16 Uhr zugänglich.
Alfred Thieret
Vernissage1: Claudia Scheler hat hier mit Acrylfarbe auf Leinwand den Augenblick des Sprungs eines Frosches in einen Teich festgehalten.
Vernisage2: Der Regensburger Philosoph Dr. Dr. Bernhard Heider (links) führte in die Ausstellung ein.
Verissage3 Am Meer: Das Bild „Am Meer“ wird von zwei Wellen geprägt, während die eine gerade entsteht, bricht sich die andere am Strand.
Vernissage4 FlowerPower: Das Acrylbild zeigt den dynamischen Moment des Aufplatzens einer Blütenknospe.
Vernisage5 Artischocke: Bei dem Werk „Artischocke“ verwendete Claudia Scheler die in der Freskenmalerei üblich gewesene Technik der Einarbeitung der Farbpigmente in feuchten Sumpfkalk.
Vernissage6 Regatta: Hier kommt die Dynamik eines während einer Regatta schnell durch das Wasser gleitenden Segelboots zum Ausdruck.
Vernissage7 Gesponnenes Gold: Das in Mischtechnik hergestellte Werk „Gesponnenes Gold“ soll demonstrieren, dass an der Ostsee bei Sturm Bernstein mit einem Gemisch aus Seetang Steinen, Sand und Holzstücken angeschwemmt wird.